Genau das frag ich mich seit ein paar Wochen regelmäßig: “Wohin soll das noch führen, mit der Lauferei?” Das Jahr 2015 ist fast vorbei, der Winter – für viele die Off-Season – steht bevor. Mein großes Laufziel hatte ich bereits im Herbst 2014 erreicht: erfolgreich einen Halbmarathon laufen.
Und was war dieses Jahr?
Da war zu Beginn des Jahres der HAJ-Halbmarathon – der war echt schön. Rundherum ein schönes Lauferlebnis, eine gute Vorbereitung und auch im “Nachgang” keine negativen Erlebnisse.
Kurz danach – eigentlich DAS Ziel für 2015 – der Versuch, meine 5 km Zeit unter 30 Minuten zu bekommen. Das ging voll daneben.
Mit meinem lieben Pacemaker Willi ein paar mal auf der Bahn geübt – alles lief prima. Die letzten Einheiten lief ich alleine. Kurz vorher: krank, Motivation hatte sich ganz verabschiedet. Dennoch trainiert. Renntag: am Freitag Abend im Mai war es so warm, wie selbst an manchen Sommertagen nicht. Schon auf dem ersten Kilometer merkte ich: Das wird nix. Zumal Willis Uhr eine ganz andere Pace anzeigte als meine – und mit meiner trainierte ich halt die letzten Male. Auf Kilometer drei ging mir dann auch noch der Schuh auf…. neben einem frisch gedüngtem Feld. Ich hatte keine Lust mehr. Aber umkehren ist auch nicht…
Mit der Gewissheit weiterlaufen, am Ende das Ziel zu verfehlen: Blödes Gefühl.
Zum Muttertag hatte ich bei Polar einen Lauftag mit Katrin Dörre-Heinig und Katharina Heinig gewonnen. Ich muss zugeben: mir waren die Damen bis dahin unbekannt und ich musste Mr. Suchmaschine befragen. Ein Laufwochenende mit etwas Stabitraining, Theorie, ein bisschen Laufen und fein essen gehen und einen kleinen Einblick in die Welt des Profisports erhalten – so lautete das Programm. Zusammen mit Ilona und Barbara – den beiden anderen Gewinnerinen – und Andre von Polar hatte ich einen tollen Tag in Frankfurt.
Am Ende stand fest: Wir sehen uns wieder, im Oktober in Frankfurt zum Staffelmarathon.
Der Turtlerunner-Women’s Run fiel aufgrund einer Sturmwarnung für Köln aus. Was sehr schade war, denn viele waren schon unterwegs und wir alle hatten uns darauf gefreut. Immerhin bin ich dann noch mit einigen der Mädels für einen schönen Nachmittag in der Therme gewesen.
Im September war ich mit einer lustigen Gruppe in Rodgau. Stand zwischendurch immer mal wieder unsere Start auf der Kippe, da wir mal mehr, mal weniger feste Zusagen hatten, war es wieder ein wirklich bereicherndes Erlebnis. Die meisten kannten sich untereinander nicht. Dennoch sind wir als Team gestartet und als Team sind wir wieder nach Hause gefahren. Kritische Momente haben wir gemeistert, schöne einfach genossen. Für die ein oder andere Laufveranstaltungen sind bereits Meldungen in ähnlicher Konstellation gemacht worden.
Laufen verbindet
Nach dem erfolgreichen Halbmarathon meldete ich mich auch für den Halbmarathon in Köln an. Motiviert, bereit für mehr. Für schneller, für eine noch größere (?) Veranstaltung. Mit einer Startzeit, die mein Biorhythmus toll findet und mit einer Anreise, die bequemer und kürzer kaum hinzubekommen ist.
Wie euch aufgefallen sein wird: Köln wurde hier im Blog noch nicht erwähnt. Warum? Weil ich einfach nicht glücklich bin mit diesem Lauf. Vielleicht kommt noch ein Bericht – aber über weniger Gelungenes schreibt es sich einfach schlecht.
Immerhin: ich bin durchgelaufen, ich bin im Ziel angekommen und nach dem dritten Halbmarathon kann ich für mich sagen: Diese Distanz ist machbar, kein Hexenwerk und ich mag sie.
Nur schneller werd ich nicht.
Woran das liegt? Es gibt da sicher mehrere Gründe. Zum einen die Unbeständigkeit im Training. Entweder strikt nach Plan mit der Tendenz zu zuviel oder über Wochen gar nichts – lange Pause nach Antibiotika, kranken Kindern oder mieses Zeitmanagement.
Aber heute glaube ich, das große “Warum ging nix vorwärts?” ist eher dem fehlenden übergeordneten Ziel zuzuschreiben. Da war nix großes Neues, was mich gereizt oder gefordert hat. Alles eher bekannt als neu.
Leider gehöre ich auch nicht zu den Athleten, die mit Laufen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Mir fällt es zunehmend schwer, mir die Zeit fürs Laufen zu gönnen. Neben Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Familienfesten gehören auch der ganz normale Wahnsinn einer fünfköpfigen Familie, meine Arbeit und ein Kind im Leistungssport mit vielen Auswärtsterminen zu meinem Alltag.
Wo will ich hin?
Das frage ich mich nun schon ein Weilchen. Ganz sicher weiß ich: ich werde weiter laufen. Aber ich merke auch, das diese “Wohin gehts?” ganz eng verbunden ist mit “Warum laufe ich eigentlich?” Denn das klassiche “Kopf frei laufen” ist es gerade nicht. Aber was ist es dann? Darüber wird es die Tage einen eigenen Beitrag geben.
Läuferische Pläne für die nächsten Monate
Am Sonntag steht nun die Staffel im Rahmen des Marathons in Frankfurt an. Ich werde enige der lieben Menschen wieder sehen, die in den letzten zwei Jahren meinen Weg gekreuzt haben (hej, Geburtstag! Ich hab meinen zweiten Läufergeburtstag verpasst!). Darauf freu ich mich gerade wie Bolle.
Zum Martinslauf am 08.November am Unterbacher See hab ich mich letzte Woche dann auch noch spontan angemeldet – nochmal eine gute Zeit auf 10 km wäre fein. Nochmal die Jungs und Mädels der MondscheinRun Gruppe treffen und einfach eine tolle Zeit haben.
Zum Jahresausklang geht es dann zum Silvesterlauf nach Soest. Zwischen Weihnachten und Neujahr ist bei uns immer einiges los… Die Festtage werden zu absoluten “Gar nix muss”Tagen definiert, am 28. Hochzeitstag und am 29. Geburtstag mit Familienbesuch… da kann etwas Sport zum Jahresausklang nicht schaden.
Wo laufe ich in 2016?
Nach dem HAJ-Marathon hab ich mich – voller positiver Eindrücke – sofort für den nächsten angemeldet. Somit bin ich dort am 10.04.2016 wieder über die Halbmarathondistanz am Start.
Beim 24h-Lauf in Rodgau hatte ich nette Gespräche mit einem anderen Läufer. Unter anderem über den Langen Kanten beim Rennsteiglauf. Und wie ich da des Nachts meine Runden zog, waberte es in meinem Kopf… erst hintergründig, dann immer fordernder: DAS willst du auch mal! Habt ihr schon mal einem Läufer gesprochen, der voller Begeisterung redet und dessen Augen funkeln? Welche Energie diese Sportler ausstrahlen? Das ist ansteckend. Da ich ja nicht vollkommen bekloppt bin, hab ich mir dieses Programm erst für – frühestens – 2017 vorgenommen. Aber am 21.05.2016 werde ich mit einigen aus dem “Bunten Haufen” in Oberhof am Start stehen, um dort über die Halbmarathonstrecke einen Teil des Rennsteigs zu erkunden.
Und natürlich ist der 24 Stunden-Lauf in Rodgau wieder fest eingeplant.
Wohin soll das alles nun führen?
Bisher hat mich das Laufen in Ecken geführt, die ich nicht kannte. Ob nun daheim die Feldwege, die ich vorher nicht wahr genommen habe oder in Orte, die ich noch nicht auf meiner Landkarte hatte.
Laufen ist nicht nur eine Art der Fortbewegung, ist nicht nur Sport und ein Wettstreit um immer bessere Zeiten oder immer spektakuläre Veranstaltungen.
Du kannst alleine im Wald für dich laufen und die Natur geniessen. Du kannst unterwegs andere Sportler treffen und einen Schwatz halten. Du kannst dich persönlichen Herausfoderungen stellen.
Ich durfte viele, viele Menschen kennen lernen. Jungs und Mädels, Männer und Frauen. Schnelle und langsame. Ehrgeizige und Genußläufer. Dicke und dünne, große und kleine. Einige kenn ich nur aus meinem Online-Leben, andere sind mir im realen Leben begegnet. Es sind viele nette Bekanntschafften und einige wertvolle Freundschaften daraus entstanden.
Was mich am allermeisten schätze: mir ist noch keiner begegnet, der mich als lahme Ente, Bremsklotz oder Dampfwalze betitelte. Im Gegenteil: Wenn ich mit meiner Langsamkeit kokettiere, kommt fast immer ein “du läufst, du hast Spaß – du bist eine Läuferin und das ist doch einfach prima!”.
Ich habe einige der schönsten Einheiten meines Trainingsplans mit Leuten absolviert, die eigentlich viel, viel schneller unterwegs sind als ich. Diese Jungs sind mit mir auf die 12 km (und länger) Grundlagenausdauer-Läufen gegangen. Ich will mal behaupten, DAS ist Liebe. Zum Sport natürlich.
Denn im Gegensatz zu meiner ursprünglichen Idee: “Laufen kann man wunderbar alleine! ich brauche dazu niemanden.” kann ich es jetzt geniessen, das einige Einheiten deutlich besser laufen, wenn man zu zweit oder zu noch mehr unterwegs ist.
Dafür ein herzliches Dankeschön – ganz besonders an Stefan und Willi!
Laufen verbindet.
Ich freue mich wahnsinnig, wenn ich lese, das andere Mädels laufen, weil ich sie mit meinen Berichten – aber vor allem mit meinen kleinen Einblicken bei Instagram – dazu bewogen habe, auch mit dem Laufen zu beginnen. Das mein langsames vorankommen nicht abschreckt, sondern andere motiviert, auch mal die Schuhe zu schnüren.
Wenn ich erzählt bekomme, das unser Hobby so Varivielfältig ist, das jede und jeder für sich eine Nische findet, in der er sich wohlfühlt. Genußläufer oder Finisher – egal!
Ich weiß wohin es führt:
Laufen macht glücklich!
..super. Glückwunsch!
Ich denke ja, dass sich für manche Lauftypen das WOHIN nie gänzlich klären wird. Es darf aber durchaus positiv behaftet sein. Als etwas Spannendes, von Zeit zu Zeit neu definierbares Weitermachen. Vielleicht ist es dieses oftmals abgedroschene DER WEG IST DAS ZIEL?
Mein Laufen ist Genuss (Zeit für mich) und Notwendigkeit (Alter und Gesundheit), Naturverbundenheit (Wald und Feld). Mehr nicht. Kein Training, kein Plan, kein Zwang.
Damit bin ich hochzufrieden, denn mindestens eins der drei Parameter trifft immer und überall zu.
Meine Phase der Laufveranstaltungen ist seit Jahren vorbei.
Es war schön, anstrengend und fordernd, aber die Gewichtung hat sich verschoben mit Familie, Hausbau und anspruchsvollem Job.
Ich laufe 3, 5 oder 10 km und habe meinen Frieden.
Und letztlich findet den jeder. Das glaube ich wirklich.
Möglicherweise ist Dein Frieden nach einer guten HM-Zeit gefunden?
Dann definiert sich etwas Neues.
Bleib dran. Ich wünsche es Dir.
*drückdich*
Sandra