Was ist mein Stil?

In den letzten Monaten habe ich wieder viel mehr genäht. Das liegt unter anderem daran, das ich wieder im Lieblingslädchen arbeite, aber eben auch daran, das ich gemerkt habe, “ohne” fehlt mir etwas. Vor knapp einem Jahr hab ich mich dann dazu hinreißen lassen, dem Quiltvirus anheim zu fallen. Instagram und Co bieten ja eine Fülle von Ideen und Inspirationen. Viele Werke gefallen mir – doch nach einem Jahr “dabei” frag ich mich nun:

Was ist denn mein Stil?

Ganz klare Designs wie von Zen Chic oder Carolyn Friedlander lassen mich staunen. Graphische Elemente wie Linien, Kreise oder Dreiecke, oft in erdigen, gedeckten Farben. Das mag ich sehr! Schon während meiner Schulzeit (Fachoberschule Kunst und Gestaltung) war ich begeistert vom Stil des Bauhaus. Klare Linine, klare Formen, klare Farben.

Auf der anderen Seite bin ich begeistert von leuchtenden, bunten Farben und Designs, die Geschichten erzählen. Wie ein kleines Kind freu ich mich auf mein Fat Quarter Bundle von Tula Pink, welches die Tage hoffentlich in meinem Postkasten sein wird. Oder Amy Butlers Designs: großflächige Blumen, dazu einige ergänzende grafische Motive. Ein Hauch von Bohème, voller Lebensfreude!

Zuletzt für mich entdeckt habe ich Alison Glass, die auf wundersame Weise reduzierte Grafik und strahlende Farben verbindet.

Soviel zur Theorie.

Instagram & Co.

Ja, ich bin ein “visueller Junkie”. Bilder sprechen mich so viel mehr an als ein Text. Daher bin ich also Instagram-Junkie und kein Twitter-Jünger. Ich freu mich, wenn ich all die faszinierenden Werke verschiedenster Stile betrachte. Meine persönliche Sammlung quilt über vor “sowas will ich auch mal machen!”

Einige Feeds, wo ich quasi alle Bilder in meine Sammlung aufnehmen würde:

Iva – Schnig Schnag
Ihre Werke haben eine Leuchtkraft, die mich in den Bann zieht. Und es ist egal, ob sie mit gedeckten oder kräftigen Farben arbeitet. Meist wird mit Weiß kombiniert. Und ihr Quilting! So phantasivoll und präzise auf den Punkt!

Barbara – Das mach ich nachts
Einen ganz anderen Stil vertritt Barbara – erdige, warme Töne, klasische Designs modern interpretiert. Ja, geerdet ist glaub ich ziemlich treffend.

Evelyn Wood
Klasse Frau, klasse Stil. Nicht nur die Videos, auch bei Instagram zeigt sie all ihre inspirierenden Werke. Wie sie aus vermeintlichen stilistischen Katastrophen wunderbar tragbare Kleidungsstücke zaubert!

 

Ganz besonders gern schau ich bei diesen Mädels vorbei

Kristina – Krispold
Ich weiß gar nicht mehr, ob wir uns zuerst über Instagram oder im Laden wahrgenommen haben. Auf alle Fälle bin ich großer Fan von den Sachen, die Kristina näht. In vielen Sachen sind wir so gegensätzlich wie nur möglich – aber ich liebe ihre Art, das zu sich passende Stück zu nähen. Die Fotos auf dem Blog und auf Instagram zeigen gar nicht, WIE gut ihre Werke zu ihr passen.

Yvonne – Phi & Lu
Was mich immer schon begeistert hat: Menschen kennen lernen. Ich würde mich selbst zwar als extrem schüchtern bezeichnen, aber dank “des Netzes” ist die größte Hürde – andere Personen ansprechen – bereits durch die virtuelle Kontaktaufnahme überwunden, ehe man sich zum ersten Mal begegnet. Yvonne zaubert die stimmigste und schönsten Werke, die ich in letzter Zeit auch in Echt bewundern konnte. Bei unserem Nähtreffen arbeitet sie so konzentriert und planvoll, wie ich es im Leben niemals schaffen werde.

Sandra – Libellein
Was soll ich sagen – wir sind uns vor Jahren schon virtuell über die Füße gelaufen. Immer mal wieder gab es Berührungspunkte. Bei einer meiner ersten Besuch der Swafing Hausmesse war Sandra mit Aprilkind dort. Ich weiß zwar nicht mehr, wie wir ins Gespräch kamen – aber seither verbindet uns ein unsichtbares Band.

Natürlich gibt es noch viel viel mehr inspirierende Frauen da draußen – aber diese liegen mir besonders am Herzen. Zum Teil weil ich ihre Werke bewunder, zum anderen, weil ich den Mensch “hinter der Internetfassade” kennenlernen durfte.

Natürlich zeigt uns “das Netz” immer nur einen kleinen Ausschnitt der Persönlichkeit, die diese Feeds füttert. Aber alle hier vorgestellten Profile erscheinen mir “rund”, sie zeigen mir, was möglich ist und wie konsequent ein Stil durchgezogen werden kann. Vielleicht landen die Experimente der anderen nur nicht in der Öffentlichkeit? Wer weiß. Ich schau jedenfall immer sehr gerne in das Fenster, das für mich geöffnet ist.

Und wo steh ich? Was ist mein Stil?

Ha! Das ist die Frage schlechthin. Ich weiß es nicht – ich probiere gerne aus. Sammle Stoffe, Schnitte, Ideen  – und kann mich dann nicht entscheiden. Manchmal hab ich eine Idee im Kopf und bekomme sie einfach nicht “ausgedrückt”. So oft hab ich versucht, diese dann doch “rauszupressen” – das Ergebnis war für die Tonne.

Ob es nun der Kleidungsstil ist (immer bin ich zu dick, die Brust zu klein, die Haare zu wirr) – eine richtige Richtung hab ich nicht. Ich weiß wohl, was mir an anderen gefällt. Oder so rein theoretisch an mir – aber dann trau ich mich wieder nicht. Wer läuft heutzutage noch mit Petticoat rum? Dummerweise fehlen mir dann oft die Schuhe zur Kleidung – denn ich probiere und probiere: irgendwas stimmt dann mit der Passform nicht. Immer.

Endlich 40 🙂

Oder einen kleinen Einblick in den Geschirrschrank gefällig? Die Entscheidung für Rosenthals Suomi war schnell getroffen, doch war damals eigentlich außerhalb meines Budgets. Liebe Freunde entschieden sich dann, meine Babysitterdienste in “Naturalien” zu bezahlen und so kam ich dann zu meinen ersten Gedecken. Zeitlos. Gradlinig. Passt zu allem.
Vor ein paar Jahren verliebte ich mich dann in das Geschirr von Green Gate verliebt. Eine Tassenform, die schön geschwungen ist, wunderbar romantische Decors… aber für welches soll ich mich nur entscheiden? Kurzentschlossen: für keins! Ich nehme mir einfach das raus, was mir gefällt. So ist der Alltag bunt zusamengewürfelt, aber in der Form vereint. Ja, kitschig und romantisch, verspielt – aber ich mag das.

Lieblingsgeschirr – oder – Kontraste

Zurück zum Nähen bzw. Wekeln: viele Dinge gelingen mir nicht, weil ich Angst vorm Unperfekten habe. Mir tut es körperlich weh, wenn etwas nicht 100 % perfekt ist. Natürlich ist es kein Weg, es dann gar nicht anzufangen. Daher arbeite ich gerade daran: Nimm etwas her, woran dein Herz nicht hängt – mit dem du aber einem anderen sicher eine Freude machen kannst. Ich lerne, nicht jede auf jedes Manko oder vermeintliche Fehler hinzuweise und freu mich darüber, das andere tatsächlich begeistert sind von dem, was ich tue,

Wahrscheinlich liebe ich auch deswegen meine Kurse: Ich kann anderen zeigen, wie sie zu einem perfekten Ergebnis kommen können. Es steht jedeoch jedem frei, das gelernte auf seine eigene Persönlichkeit zu übertragen und damit zu arbeiten. Jemanden zu helfen, seinen Weg im Umgang mit der Nähmaschine und den Wert von Handarbeit  schätzen zu lernen – das ist sehr befriedigend!

Und nun zurück zum Nähen: Ein kleiner Ausschnitt meiner Werke der letzten Monate:

Die ersten Blöcke des City Samplers nach Tula Pink. Die ersten habe ich tatsächlich total aus der Restekiste zugeschnitten und genäht. danach wurde ein Fat Quarter Päckchen dazu genommen – und am Ende ganz wild aus dem Vorrat oder auf Nähtreffen bei anderen geschnorrt.

unterschiedliche City Sampler Blöcke

Irgendwann dann die ersten Versuche mit Hexies. Ich hatte so viele tolle Werke gesehen – vornehmlich Sew together Bags und Kissenhüllen. Noch hab ich keinen blassen Schimmer, was ich mit den Vorräten machen werde. Ein paar wurden verschenkt, einige 2″ Hexies sind Mug-Rugs geworden.

Hexiefieber
Hexiefieber

Überhaupt Mug Rugs oder Tassenteppiche oder Untersetzer…. vor gar nicht allzu langer Zeit noch milde belächelt, sind sie heute eines meiner liebsten Projekte, wenn ich eine Technik ausprobieren möchte. Wer schmeisst schon gerne Stoff weg? Hier hab ich einen Miniquilt nach Quilt Art Designs Freebie zum Üben von Foundation Paper Piecing genutzt. Ursprünglich sollte er blau werden, da ich eine ganz bestimmte Empfängerin im Kopf hatte. Nun denn… jetzt hat sich jemand anderes darüber gefreu.

Coffe to go – Mug Rug

Wie dann bei Bernina der Quilt Along nach Zen chic verkündet wurde, musste ich natürlich dabei sein. so in Häppchen nähen – das muss doch klappen (na ja, jedes Mal denke ich das zu Beginn eines SAL oder QAL – und dann kommt doch das Leben dazwischen). Um sofort zu starten griff ich zu dem Fat Quarter Päckchen, welches ich bei Cate’s Sew Modern gewonnen hatte. Viel Pink, viel Lila. Von den Designs her nicht wirklich meine Lieblingsstoffe – aber alle zusammen sehr harmonisch. Bis zu dem Punkt, wo eingeräumt werden musste, das die zu Beginn genannten Mengen nicht ausreichen werden, war ich auch gut dabei. Aber solche “Unpässlichkeiten” verleiden mir oftmals die Motivation. Mittlerweile hab ich aber doch noch ergänzende Stoffe gefunden, alle zu nähenden Blöcke genäht – jetzt fehlt mir eine Idee für den Hintergrund. Rot? Grau? Blau? Oder tatsächlich weiß? Ich kann mich einfach nicht entscheiden!

Zen Chic – Bernina Triangle Quilt Along

Wie ihr seht – kunterbuntes Durcheinander an Farben und Projekten. Die vielen Taschen der letzten Wochen sind hier noch gar nicht dabei 😉

Fazit

Ich einige mich mit meinem inneren Ich: Ich hab keinen Stil. Statt eine elegant aufeinander abgestimmte Pralinenpackung bin ich wohl eher die Bunte Tüte vom Büdchen. Weder beim Nähen, noch beim Kleiden noch bei meinen Vorlieben – Überraschungen gehören zu meinem Leben dazu wie die Sonne und der Regen, wie Essen und Trinken. Vermeintlich gegensätzliches gehört bei mir selbstverständlich zum Alltag: Die Toten Hosen neben Tom Waits neben Pink!Anne Rice steht neben Val McDermid und Hermann Hesse.  MareTv neben Monthy Python neben Stirb langsam. Das es bei mir nicht immer gerade aus und nach Plan läuft  nun, das hab ich bereits mit 20 erlebt, leider erst später erkannt – und nun ist es Zeit, diese Tatsache auch anzunehmen.

Ich werde weiterhin bewundernd auf all die inspirierenden Personen schauen und mich an der Schönheit erfreuen. Bei mir wird es weiterhin eher leicht struktriertes Chaos geben.

Wie steht es bei euch? Steht ihr mit beiden Beinen Leben, habt euren Stil gefunden und davon geht kein Weg ab? Oder seid ihr eher wie ich: noch immer auf der Suche? Offen für alles?

 

 

 

 

2 thoughts on “Was ist mein Stil?

  1. Nu heult se…

    Lieben Dank!
    Ich Dich auch…
    also, ich bewundere Dich auch 🙂

    Du bist für mich ein tiefenentspannter, optimistischer (ob der Tiefschläge), liebenswürdiger, weil authentischer Mensch und Freund. Einer, bei dem ich gern weiß, daß es ihm gut geht.

    Dein Stil?
    Bunt mit Wahnsinn, Herz und Huhn.
    😀

    Und was für schöne Dinge Du kannst…
    TRÄUMCHEN!

    Liebste Grüße Sandra

  2. Erstmal danke für dieses Kompliment! Da bin ich glatt ganz rot geworden… Es ist doch immer wieder spannend, wie anderen einen sehen. Denn ich finde nicht wirklich, dass ich einen bestimmten Stil habe… Ich finde dieses Thema im moment auch schon eher anstrengend, dass alle zur Zeit auf der Suche nach ihrem Stil sind… Ich gebe dir Recht, es gibt manche Leute, bei denen würde ich auch sage, die haben einen ganz bestimmten Stil, der auch einfach perfekt zu ihnen passt. Oft ist es entweder sehr ausgefallen, oder eben dieses schlichte puristische. Was auch ich immer wieder total bewundere. Wobei, nicht bei jedem…
    Aber, wie gesagt, wenn du mich fragen würdest, würde ich auch sagen, ich habe keinen wirklichen Stil, aber was ich habe, oder was ich weiß, zumindestens denke ich es, was mir steht, was ich tragen kann und was eben nicht… Und wenn nicht, hoffe ich, dass man es mir sagt 😉 *g*
    Ich habe im moment das Gefühl, dass, nur wenn man seinen Stil gefunden hat, sich selber gefunden hat. Und das finde ich auch wieder so anstrengend, alle sind auf der Suche nach dem perfektem ICH. Kann man sich nicht einfach so nehmen, wie man ist, und da ist man eben eher wie eine bunte Tüte vom Kiosk ( ich liebe diesen Vergleich). Und ich will lieber eine bunte Tüte sein, als eine anstrengende Pralinenpackung, von dem man immer nur die Hälfte mag…
    Ich hoffe man konnte ungefähr verstehen, was ich sagen will…..
    LG Kristina

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